Veranstaltung: | Kreismitgliederversammlung, 25.02.2025 |
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Tagesordnungspunkt: | 2 Beschluss des Wahlprogramms zur Kreistagswahl 2025 |
Antragsteller*in: | Kreisvorstand (KV Recklinghausen) |
Status: | Eingereicht |
Eingereicht: | 05.02.2025, 16:50 |
WP6: Zukunft gestalten: Bildung fördern und Kultur leben
Text
Zukunft gestalten: Bildung fördern und Kultur
leben
XVII. Gute Bildung für alle!
In Deutschland hat der sozioökonomische Hintergrund der Eltern nach wie vor
einen starken Einfluss auf den Bildungserfolg der Kinder. Welche Schulform ein
Kind besucht, welchen Berufsweg ein junger Mensch einschlägt, ist immer noch
abhängig vom Bildungsstand der Eltern. Dies verstärkt bestehende soziale
Ungleichheiten und verringert die Chancen auf eine gleichberechtigte Teilhabe am
gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Leben. Der Abbau von
Bildungsungerechtigkeit ist daher eine der zentralen gesellschaftlichen
Herausforderungen der kommenden Jahre und zieht sich durch unsere
Bildungspolitik. Es gilt allen Menschen unabhängig von ihrer sozialen Herkunft
den Zugang zu Bildungschancen zu bieten.
Angesichts tiefgreifender gesellschaftlicher, technologischer und ökologischer
Veränderungen stehen unsere Berufskollegs vor der Aufgabe, sich kontinuierlich
weiterzuentwickeln und ihre Rolle als moderne Bildungsorte zu festigen. Dieses
Kapitel widmet sich den zentralen Themen, die die Bildung von morgen prägen
werden. Es zeigt, wie Berufskollegs zu Vorreitern für Innovation und
Chancengleichheit werden können – und wie Bildungspolitik die Weichen dafür
stellen muss, dass alle Beteiligten optimal unterstützt werden.
Die Zukunft der Bildung
Unsere Berufkollegs haben in den letzten Jahren große Fortschritte in der
Digitalisierung gemacht. Der Kreis ist für die Ausstattung dieser
verantwortlich. Der Standard ist vielerorts bereits hoch: Die Berufkollegs
verfügen über WLAN, Tablets und Laptops, interaktive Whiteboards und
cloudbasierte Plattformen, die Lehr- und Lernprozesse effizient unterstützen.
Dennoch bleibt eine der größten Herausforderungen, diesen hohen Standard
dauerhaft zu sichern. Digitalisierung ist kein einmaliger Prozess – Geräte
müssen regelmäßig gewartet und ersetzt werden.Das Ziel muss sein, den erreichten
Standard nicht nur zu halten, sondern diesen nachhaltig weiterzuentwickeln, um
Bildung auf Spitzenniveau zu garantieren.
Das haben wir erreicht:
- Digitalisierung begleitet: Wir haben jegliche Maßnahmen zur
Digitalisierung unserer Berufkollegs unterstützt und damit die Basis für
einen zeitgemäßen Unterricht geschaffen
Das wollen wir angehen:
- Ein kontinuierliches Investitionsprogramm muss sicherstellen, dass Schulen
auf dem neuesten technischen Stand bleiben.
- Auch der IT-Support muss langfristig gesichert werden, damit technische
Probleme schnell gelöst werden können und der Unterricht reibungslos
funktioniert.
Damit es allen gut geht
Die psychische Gesundheit von Schüler*innen ist eine der zentralen
Herausforderungen im Bildungssystem. Zahlreiche Studien und Berichte weisen
darauf hin, dass psychische Belastungen wie Angststörungen, Depressionen und
Stress unter Kindern und Jugendlichen zunehmen. Schüler*innen, die dringend
Unterstützung benötigen, warten oft Monate auf einen Platz bei den
Schulpsycholog*innen. Der aktuelle Bedarf an professionellen
Unterstützungsangeboten übersteigt die verfügbaren Ressourcen bei weitem. Die
Einbindung von multiprofessionellen Teams, bestehend aus Lehrkräften,
Schulsozialarbeiter*innen, Psycholog*innen und anderen Fachkräften bietet eine
Möglichkeit, die psychische Gesundheit der Schülerschaft ganzheitlich zu
fördern. Diese Teams können Schüler*innen frühzeitig unterstützen, präventiv
arbeiten und Eltern sowie Lehrkräfte beraten.
Das haben wir erreicht:
- Erweiterung der Schulpsycholog*innenstellen: Wir haben zusätzliche Stellen
geschaffen, um Schüler*innen besser zu unterstützen und die psychische
Gesundheit in den Fokus zu rücken.
Das wollen wir angehen:
- Mit einer deutlichen Aufstockung von Schulsozialarbeiter*innen und
Psycholog*innen sollen lange Wartezeiten abgebaut und schnelle Hilfe
ermöglicht werden.
Berufskollegs als Vorreiter für Klimaneutralität
Die Klimakrise erfordert auch im Bildungsbereich konsequentes Handeln, und
Berufskollegs können hier eine Vorreiterrolle übernehmen. Viele Berufskollegs
sind noch nicht auf eine klimaneutrale Zukunft ausgerichtet. Ziel ist es, den
Energieverbrauch deutlich zu senken. Die Außenbereiche sollten so umgestaltet
werden, dass sie zur Biodiversität beitragen und das Mikroklima verbessern. Die
Umstellung von Berufskollegs auf Klimaneutralität ist nicht nur eine notwendige
Maßnahme im Kampf gegen die Klimakrise, sondern auch eine Chance, nachhaltige
Werte direkt in den Bildungsalltag zu integrieren.
Das haben wir erreicht:
- Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE): Mit dem BNE-Hof Wessels haben
wir einen außerschulischen Bildungsort verstetigt, der Bildung und
Nachhaltigkeit praktisch verknüpft und ein Vorbild für zukünftige Projekte
ist.
Das wollen wir angehen:
- Maßnahmen wie die Anlage von Blühwiesen, die Begrünung von Fassaden und
die Schaffung von schattenspendenden Baumgruppen können ökologischen und
pädagogischen Mehrwert bieten.
- Alle Berufskollegs sollten mit Photovoltaikanlagen ausgestattet werden, um
ihren Energiebedarf selbst zu decken und einen Beitrag zur Nutzung
erneuerbarer Energien leisten zu können.
Moderne & inklusive Bildungsorte
Berufskollegs spielen eine zentrale Rolle in der beruflichen Bildung und bieten
vielen jungen Menschen den Einstieg in ihre berufliche Zukunft. Viele zeichnen
sich bereits durch moderne Gebäude und eine hochwertige Ausstattung aus, die
Schüler*innen und Lehrkräften eine zeitgemäße Lern- und Arbeitsumgebung bieten.
Digitale Technologien, gut ausgestattete Fachräume und funktionale Lernbereiche
sind an vielen Standorten bereits etabliert. Dieser hohe Standard muss gehalten
werden.
Dennoch besteht weiterhin Handlungsbedarf bei der Barrierefreiheit. Zwar wurden
viele Gebäude modernisiert, doch sie sind häufig nicht auf die Bedürfnisse von
Schüler*innen mit körperlichen oder geistigen Einschränkungen ausgerichtet. Dies
schränkt die Teilhabe ein, obwohl diese längst ein zentrales gesellschaftliches
Ziel ist. Mit ihrer bestehenden modernen Ausstattung und Infrastruktur bieten
sie eine hervorragende Basis, die es nicht nur zu erhalten, sondern auch
inklusionsfreundlich weiterzuentwickeln gilt.
Das haben wir erreicht:
- Gute Ausstattung in der Corona-Pandemie: Durch die Bereitstellung von
Luftreinigern haben wir einen sicheren Unterricht während der Pandemie
ermöglicht.
Das wollen wir angehen:
- Die bestehenden Gebäude und Ausstattungen müssen langfristig erhalten und
durch regelmäßige Wartung und Modernisierung auf dem neuesten Stand
gehalten werden.
- Berufkollegs sollen baulich barrierefrei gestaltet werden, etwa durch den
Einbau von Aufzügen, rollstuhlgerechten Zugängen und behindertengerechten
Sanitäranlagen.
Demokratiebildung als Antwort
In einer Zeit zunehmender Polarisierung und der Verbreitung von Desinformation
sind demokratische Werte und das Bewusstsein für gesellschaftliche Verantwortung
wichtiger denn je. Besonders junge Menschen sind durch ihre Präsenz in sozialen
Medien häufig mit irreführenden Informationen oder demokratiefeindlichen
Tendenzen konfrontiert. Bildungseinrichtungen und politische Institutionen sind
daher gefordert, gezielt auf diese Herausforderungen zu reagieren und
Jugendliche aktiv in demokratische Prozesse einzubinden. Berufskollegs sollten
mehr Unterstützung bei der Umsetzung solcher Formate erhalten, z. B. durch
zusätzliche Mittel oder Kooperationsprojekte mit politischen Institutionen.
Durch eine stärkere Einbindung von Jugendlichen in politische Prozesse auf
Kreisebene und eine praxisorientierte Vermittlung demokratischer Werte können
junge Menschen befähigt werden, aktiv Verantwortung zu übernehmen und sich
konstruktiv in die Gesellschaft einzubringen.
Das wollen wir angehen:
- Ziel ist es, junge Menschen stärker in politische Prozesse einzubinden und
ihre Fähigkeit zu fördern, kritisch mit Informationen umzugehen sowie
demokratische Werte aktiv zu leben.
Unterstützung für Alleinerziehende
Viele Alleinerziehende kämpfen mit der Vereinbarkeit von Familie und Beruf, da
ihnen oft die notwendige Unterstützung fehlt. Zwar gibt es bereits Angebote wie
Teilzeitausbildung und Betreuungsplätze, jedoch reichen diese häufig nicht aus,
um den spezifischen Bedürfnissen gerecht zu werden. Besonders der Mangel an
flexiblen und ausreichenden Betreuungsplätzen schränkt die Möglichkeiten vieler
Alleinerziehender stark ein.
Das wollen wir angehen:
- Alleinerziehende durch passgenaue Angebote wie flexible Kinderbetreuung,
erleichterten Zugang zu Teilzeitausbildung und vorrangige Vergabe von
Kitaplätzen entlasten und ihre beruflichen Perspektiven verbessern.
Bildung als Schlüssel zur Fachkräftesicherung
Der Fachkräftemangel stellt eine der größten Herausforderungen für Wirtschaft
und Gesellschaft dar. Bildungseinrichtungen, insbesondere Berufskollegs, spielen
eine zentrale Rolle, um junge Menschen auf den Arbeitsmarkt vorzubereiten und so
die Fachkräftebasis zu sichern. Viele Schulabgänger, insbesondere in den
Bereichen Pflege, Technik und IT, sind stark nachgefragt.
Das haben wir erreicht:
- Bildungsgänge für soziale Berufe und Gesundheitswesen: Wir haben uns für
mehr Ausbildungsmöglichkeiten für Pflegekräfte und Erzieher*innen
eingesetzt, um den vorhandenen Fachkräftemangel entgegenzuwirken.
Das wollen wir angehen:
- Das Ziel ist eine nachhaltige Sicherstellung und Erweiterung der
Bildungsangebote an Berufskollegs, um dem Fachkräftemangel gezielt
entgegenzuwirken. Jede*r Interessierte sollte die Möglichkeit haben, eine
passende Ausbildung zu absolvieren.
Bildungsmanagement – Kreis unterstützt Städte
Bildungssysteme stehen vor vielfältigen Herausforderungen: steigende
Schülerzahlen, ein wachsender Bedarf an individueller Förderung und der
Anspruch, Chancengleichheit für alle zu gewährleisten. Gleichzeitig kämpfen
viele Kommunen mit begrenzten Ressourcen und fehlender Koordination zwischen den
Bildungsakteuren. Insbesondere im Hinblick auf Förderschulen, aber auch bei
anderen schulischen Herausforderungen, können Kreise durch koordinierte
Bildungsmanagement-Strukturen Städte effektiv unterstützen.
Das wollen wir angehen:
- Mit einer engen Zusammenarbeit zwischen Kreis, Städten und
Bildungseinrichtungen bestehende Engpässe beheben und Bildungsangebote an
regionale Bedürfnisse anzupassen.
Investieren, fördern, unterstützen: Bildung im Wandel
Unsere bisherigen Erfolge – von der Digitalisierung über den Ausbau
psychologischer Unterstützung bis hin zur Förderung nachhaltiger
Bildungsstrukturen – zeigen, dass Fortschritt möglich ist. Doch die
Herausforderungen bleiben: Klimaneutralität, Demokratiebildung und
Fachkräftesicherung erfordern innovative Lösungen und kontinuierliches
Engagement. Mit nachhaltigen Investitionen, gezielten Maßnahmen und einem klaren
Fokus auf Gerechtigkeit und Teilhabe können wir dafür sorgen, dass Bildung allen
Menschen unabhängig von ihrer Herkunft zugutekommt. So machen wir unsere
Berufskollegs fit für die Zukunft und schaffen moderne Bildungsorte.
XVIII. Kultur verbindet: Identität und Gemeinschaft im Kreis
stärken
Der Kreis Recklinghausen bietet mit seiner vielfältigen kulturellen Landschaft
enormes Potenzial, um Identität, Gemeinschaft und nachhaltige Entwicklung zu
fördern. Neben etablierten Highlights wie der Neuen Philharmonie Westfalen, den
internationalen Ruhrfestspielen, dem Skulpturenmuseum Marl oder der Halde
Hoheward wollen wir die kulturelle Landschaft zukunftsorientiert
weiterentwickeln und neue Akzente setzen.
Kunst im öffentlichen Raum bietet enormes Potenzial, um Industriebrachen und
städtische Räume kreativ zu nutzen.
Das wollen wir angehen:
- Ein jährlich stattfindendes Kulturfestival, das alle Städte des Kreises
verbindet, würde lokale Künstler*innen, Musiker*innen und Vereine
einbinden und den Fokus auf Themen wie Nachhaltigkeit, Gemeinschaft und
Integration legen. Darüber wollen wir mit den Städten in Kontakt treten.
Kultur ist mehr als Unterhaltung: Sie schafft Identität, fördert Gemeinschaft
und treibt den Wandel voran. Unsere Vision ist eine inklusive,
zukunftsorientierte Kulturpolitik, die den Kreis Recklinghausen als lebendigen
und attraktiven Kulturstandort positioniert.